Nobelpreis in Physik

Exzellenz dank Vertrauen und Wahrheit

Der diesjährige Nobelpreis geht an zwei Physiker, die aus der Universität Genf hervorgegangen sind: Michel Mayor und Didier Queloz.

Nobelpreise sind höchste Auszeichnungen für wissenschaftliches Schaffen. Ab und zu wird bezweifelt, ob wirklich die «Besten» ausgezeichnet werden. Aber sie würdigen immer herausragendes Schaffen, oft Jahrzehnte nach der durch den Nobelpreis ausgezeichneten Leistung.

Das gilt ohne Wenn und Aber auch für die beiden Schweizer Physiker. In einem Interview in der Schweizer Zeitung «Tagesanzeiger» von heute 9. Oktober schildert Didier Queloz klar und prägnant, aber auch emotional und warmherzig das Schaffen mit Michel Mayor, seinem damaligen Doktorvater. Dabei wird klar, was wichtige Treiber und Ursachen von Exzellenz sind. 

Vertrauen

Wörtlich sagt Didier Queloz auf die Frage nach dem Geheimnis des Erfolgs: «Die Zusammenarbeit mit Michel Mayor war wundervoll. Wir haben uns ideal ergänzt. Michel hatte viel Vertrauen in mich und umgekehrt. Dadurch waren wir in der Lage, Aussergewöhnliches zu schaffen, wie dies normalerweise nicht möglich ist.»

Wahrheit

Und auf die Frage nach dem Moment der Entdeckung antwortet Queloz: Ich war überrascht, «als ich Daten bekam, die irgendwie nicht passten. ... Am Ende war für mich die einzige Erklärung, dass es dort einen Planeten geben muss. Ich hatte Sorge, dass Michel mich auslachen würde, und habe alles immer wieder überprüft.»

Exzellenz

Viele andere Faktoren haben zweifellos mitgespielt, bis die wissenschaftliche Endeckung mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Aber es ist bezeichnend, dass der Forscher in einem kurzen Interview wie von selbst auf zwei tragende Säulen stösst: Vertrauensvolles Zusammenarbeiten im Team, und absolute Verpflichtung auf die Wahrheit und nur die Wahrheit! 

Auch die Führung eines Teams, die Führung einer Unternehmung, einer Partei funktioniert nicht, wenn Misstrauen, gegenseitige Verdächtigungen und Überwachungen stattfinden, oder wenn die Wahrheit gebogen und verbogen wird, bis sie Lüge ist.

Es gibt keine «Excellence in Management», oder «Excellence in Banking», oder ähnliches – Exzellenz basiert auf grundlegenden menschlichen Tugenden. 

In der leider nur als Fragment vorhandenen antiken Fabel über den Fuchs und den Igel sagt Archilochos (ca. 680 – 645 v.Chr.): «Der Fuchs weiss viele Dinge, der Igel eine grosse Sache.» Wir wissen nicht, was Archilochos genau meinte mit diesem mysteriösen Satz, die Interpretationen gehen auseinander. Aber der Satz würde passen zur Erkenntnis, dass es für das erfolgreiche Überleben nicht zahlreiche und immer neue Techniken und Tools braucht, wohl aber eine Verankerung in zeitbeständigen Grundsätzen und Verhaltensweisen: Vertrauen und Wahrheit!