«Solidaire - pas solitaire»

Das Coronavirus bedroht nicht nur Menschleben, es zertrümmert mit wuchtigen Schlägen ein Paradigma unserer Gesellschaft: Nein, wir haben nicht alles unter Kontrolle! Ein Schock für Viele, die durch häufigen Umgang mit Modellen und Computerprogrammen genau und präzise analysieren und entscheiden – und damit in Modell-Welten steuern. 

Das ist aber nur sehr teilweise die Realität. Erschreckend wenig wissen wir über Zusammenhänge in der Biosphäre, ganz zu schweigen von nicht vorhersehbaren zufälligen Mutationen, welche am Anfang der bedrohlichen Entwicklung von Covid-19 offenbar stehen.

Was tun? Neben der Befolgung der nun sattsam bekannten Hygiene- und Verhaltensregeln könnten wir wohl etwas lernen:

 

Erwartungen reduzieren

Lehre Nummer eins ist wohl, dass der Mensch nicht «Homo Deus» ist. Obwohl intelligent, kreativ und anpassungsfähig – dem Universum von Mikroben, Bakterien und Viren ist der Mensch klar unterlegen. Schrauben wir unsere Erwartungen etwas zurück, wir haben nicht - und hatten nie - alles unter Kontrolle!

 

Objektivität pflegen

Je schwieriger die Situation wird, desto bedrückender die Nachrichten über die Entwicklung und greller die Thesen über mögliche Ausgänge. Für die Medien ist die Berichterstattung zur grossen Herausforderung und Gratwanderung geworden – wo hört die objektive Berichterstattung auf, wo fängt die Lust an der Sensation an? Angst und Angstmacherei sind aber immer schlechte Kompagnons für die Bewältigung von Problemen. 

 

«Solidaire - pas solitaire»

Die Eindämmung von Covid-19 erfordert «social distancing», die Krise werden wir aber nur durch kluges Zusammenstehen bewältigen. Niemand darf vereinsamen! Wenn uns das gelingt, wäre Corona wohl ein gesellschaftlicher Lernprozess, der viele schlimme Erfahrungen dieser Zeit kompensieren könnte - «Solidaire ou solitaire» - eines der grossen Themen von Albert Camus.