«Ich bin nämlich ganz anders, aber ich komme so selten dazu» (Ödön von Horváth)

Die Pandemie um das COVID-19 Virus beeinflusst nachhaltig alle Abläufe und die normale Routine in Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu kommt die individuelle Angst vor Ansteckung und schwerer Erkrankung. Das ist einschneidend, tangiert Familien und Freundschaften, Arbeitsteams in Unternehmen, Schulen, Kultur und öffentlichem Sektor. Nichts scheint mehr gleich zu sein, wie vor Corona! 

Ob die infektiöse Krankheit, ausgelöst durch das COVID-19 Virus tatsächlich so gravierend und bedrohlich ist, werden wir erst später wissen. Sicher aber ist: Die Gesellschaft ist aktuell in einen gigantischen Lernprozess involviert! Ob zum Guten oder nicht, ist völlig offen. 

Lernen geschieht durch Einsicht und Erfahrung. In der jetzigen Krise ändern die Menschen unter Druck und aufgrund von Vorschriften ihr Verhalten: Das ist keine gute Grundlage für nachhaltiges Lernen! 

Home-office findet statt – wie effizient und geliebt ist wohl ziemlich unterschiedlich. Auch der nun verbreitet zu hörende Applaus, dass Schulen – endlich! – zum on-line Lehren und Lernen wechseln müssen, ist verfrüht. Im Gegenteil: Wenn man in ein paar Monaten nüchtern Bilanz ziehen wird über diesen verordneten Kaltstart ins Lehren und Lernen mit i-pad und Laptop wird diese sehr differenziert ausfallen. Zu hoffen ist, dass nicht alle negativen Erlebnisse und Frustrationen in eine pauschale Verurteilung des «distant learning» münden, nach dem Motto: Das wird nie funktionieren!

Wichtiger und interessanter sind auch Auswirkungen auf Normen und Werthaltungen. Solidarität ist wieder ein Thema! Wir verspüren Dankbarkeit, dass der Staat bereit und in der Lage ist, substanzielle Geldsummen in Unterstützungspakete zu stecken. 

Ein anderer Aspekt ist, dass dem Bürger einschneidende Restriktionen auferlegt werden, immer begründet mit der Generalklausel «Schutz der Gemeinschaft». Man glaubt, mit einem «Lock down» jedes Risiko vermeiden zu können.  

Oft wurde die junge Generation in den vergangenen Jahren kritisiert: Als einseitig konsum- und freizeitorientiert, junge Menschen sollten das Leben dynamischer anpacken, nicht immer nach der Absicherung fragen, sondern Risiko nehmen! Das kontrastiert nun scharf mit den aktuell ausgegebenen Verhaltensregeln: Sich nur ja keiner Gefahr aussetzen, stille sitzen, wenig Kontakt, «social distancing»! 

Etwas aufs Spiel setzen ist schon «ok», aber nur wenn man ganz sicher ist - oder in Abwandlung des Satzes von Horváth: «Ich bin eigentlich sehr risikofreudig, ich komme nur so selten dazu.»

Die Behörden sind nicht zu beneiden bei ihren schwierigen Entscheidungen, die sie heute und vielleicht schon in einer mittelbaren Zukunft wieder treffen müssen. Was wenn bald die nächste unbekannte Krankheit am Horizont erscheint? Sicher ist, dass wir uns nicht alle paar Jahre solche Einschnitte ins gesellschaftliche Leben und ähnliche gigantische Stützungsmassnahmen für die Wirtschaft leisten können! Vielleicht wird aus der Corona Krise eine alte Wahrheit wieder ins Bewusstsein gerückt, dass nämlich nichts und niemand alle Restrisiken des Lebens eliminieren kann!